Gras der Nordsee

Die Seegraswiesen im Wattenmeer vor Eiderstedt wachsen wieder. Warum das eine wirklich gute Nachricht ist? Es bedeutet, dass die Nordsee wieder sauberer geworden ist. Die Überdüngung ist zurück gegangen, denn durch zu viele Nährstoffe im Wasser im letzten Jahrhundert konnte sich auf dem Seegras eine Algenschicht bilden, die das Seegras „erstickt“, sowie die Photosynthese und Kohlenstoffdioxidbindung und Sauerstoffproduktion des Seegrases reduziert hat. Krankheiten breiten sich aus.

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Deutliche Erholung: Im Jahr 2015 bedeckten Seegraswiesen eine viermal größere Fläche des Wattenmeeres als 20 Jahre zuvor. (Grafik: Tobias Dolch)

Die Reduktion der Seegraswiesen vor Nordfriesland auf ein Drittel im letzten Jahrhundert hatte auch zur Folge, dass die Laichgründe für den Hering verschwanden und Zugvögel wie die Ringelgänse keine Nahrung im Watt fanden. Auch Seepferdchen waren ohne Seegraswiesen haltlos und verschwanden aus der Nordsee.

In der Grafik des Alfred Wegener Institutes, AWI erkennt man, dass sich die Seegraswiesen in den 20 Jahren bis 2015 vervierfacht haben.

Richtig spannend ist ein Interview mit dem Wissenschaftler Thorsten Reusch, dem Leiter der Forschungseinheit Marine Evolutionsökologie am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Reusch berichtet von der Wiederanpflanzung des Seegrases in der Ostsee. Unbedingt reinhören!

Seegras bindet das Sediment im Watt, bietet den Heringen Schutz und Seepferdchen Halt.

Seegras gilt als heimische Meerespflanze auch als ein Wunderkind in Sachen C02 Bindung. In der renommierten Fachzeitschrift nature wurde genau untersucht und vorgerechnet wieviel C02 vom Seegras gebunden wird: ein Quadratmeter Seegraswiese im Watt bindet soviel Kohlenstoff wie ein Quadratmeter Regenwald. Nicht soviel wie manchmal von der Wunderpflanze berichtet wird, aber mich hat der nature Artikel beeindruckt. In den Seegraswiesen bleibt das C02 im Wurzelgeflecht unter Wasser im Boden gebunden, die Biomasse im Sedimentboden verottet nicht. Hört mal rein.


Anja Kamradt