Natürliches Element
Wo kommt der Tidenkalender von Les Marées her, - und wer hat ihn gezeichnet?
In Hossegor, dem französischen Surfmekka am Atlantik, haben Béatrice Laborde und Didier Burlat 2016 den Tidenkalender zum ersten Mal gezeichnet. Inzwischen gibt es die charakteristische Infografik für 50 Küstenorte in Frankreich, England, Portugal, Spanien, Belgien, Guayana, Polynesien, Neukaledonien, Neuseeland und Deutschland. Die Tidenkalender werden für jeden dieser 50 Küstenorte jährlich neu berechnet, die Daten werden bei den offiziellen Seeschifffahrtsämtern erworben. Gezeichnet zeigt die Gezeitenkurve einen für jede Küste typischen Kurvenverlauf.
Hier habe ich ein Interview mit Béatrice von Les Marées übersetzt:
Béatrice, woher stammt eigentlich Eure Idee für den Tidenkalender?
Ich bin in Hossegor geboren. Die Tide ist für uns so selbstverständlich - aber mir fiel immer wieder auf, dass Manche das Phänomen der Gezeiten nicht kennen oder die Gezeitentabellen nicht verstehen. Dabei sind die Vorhersagen an der französischen Atlantikküste - wie bei uns in Hossegor - wirklich wichtig, denn die Wechsel und damit die Strömung bei Hoch- und Niedrigwasser sind bei uns sehr stark.
Ich selbst kannte und erklärte natürlich gerne die Gezeiten, weil die Gezeitenvorhersagen so unerlässlich für uns sind. Didier ist Grafiker.
Für uns lag es also nah eine Visualisierung zu schaffen, die für Meeresfreunde leicht lesbar ist. Eine Zeichnung kann die Tide leichter verdeutlichen, als eine lange Erklärung.
Was ist Dir aufgefallen, als Du am Lac de Hossegor gearbeitet hast?
Unser See hier „lebt“ im Rhythmus der Gezeiten, mal steht das Wasser sehr hoch am Ufer, es ist Flut und dann bei Ebbe gibt es fast kein Wasser im See. Der See ist gezeitenabhängig, was auch an der Atlantikküste selten ist. Der See ist mit einem Kanal mit dem häufig sehr rauen Meer verbunden.
Es gab schon neuankommende Touristen, die bei Ebbe traurig waren, dass wir kein Wasser in unserem See hatten, was „wahrscheinlich an der Erderwärmung“ liegt. Erst war ich sprachlos, aber dann habe sah ich den echten Aufklärungsbedarf.
Andere Fragen waren, ob das Wasser gerade auf- oder abläuft? Und zu welcher Zeit würde der Seewasserstand am Niedrigsten sein? Wann ist die nächste Springtide? Denn schließlich haben wir am Atlantik doch beeindruckende Unterschiede der Fluthöhen.
Die meisten Menschen wissen, dass die Gezeiten und damit der Ozean in seinem eigenen Tempo mit einer mehr oder weniger großen Amplitude auf- und absteigt.... Dieser Rhythmus bestimmt häufig unser Leben am Meer!
Das Wissen, wie man Gezeitenvorhersagen liest, ist also unerlässlich, wenn man an der Küste lebt?
Ja genau! Jetzt waren mir aber die gedruckten Tidentabellen zu statisch – wie Busfahrpläne ..... über Apps im Internet, kann man sich natürlich auch informieren. Aber ich wollte die Gezeiten auf einen Blick sehen - länger als nur die nächsten drei Tage - sondern die kommenden Wochen und Monaten im Voraus.
Surfer, aber auch Fischer und Segler lieben jetzt den Überblick über das Jahr mit dem Tidenkalender - so ist es ihnen mit unserer Grafik möglich, für mehrere Wochen im Voraus zu planen. Auch wenn dann natürlich Luftdruck und Wind die Gezeitenhöhe noch mit beeinflusst.
Eltern freuen sich, mit ihren Kindern die Vorhersagen zu lesen und die Grundlagen der Mondanziehung zu erklären.
Und um bei Ebbe am Strand oder auf dem Watt spazieren zu gehen, muss man natürlich auch wissen, zu welcher Zeit dies möglich ist ☺. Oder wann das Wasser zum Surfen oder Kisten an der Nordsee überhaupt da ist.