Koeffizient der Gezeiten

In der Visualisierung der Gezeitendaten von Didier und Béa sieht man Ebbe und Flut als Welle, die mal höher mal flacher verläuft. Die Tage mit Springflut haben ein besonders hohes Hochwasser. 

Mit Ebbe und Flut steigt und fällt das Wasser. Aber an den Tagen nach Neu- und Vollmond „springt“ die Flut. Das Meer läuft bei Flut höher auf – um dann bei Ebbe schneller und weiter abzulaufen. Der Springflut folgt der Nipptide.  Aus dem Unterschied zwischen dem Tiefstand des Wassers bei Ebbe und Höchststand bei Flut, ergibt sich dann der Tidenhub.

Ist die Amplitude zwischen Ebbe und Flut groß – ist auch der Koeffizient groß. Also folgen in den Tagen auf Vollmond und Neumond die Gezeiten mit dem höchsten Koeffizienten. Was ist der höchst mögliche Koeffizient? 120.

Und mit dem steigenden Koeffizienten steigt auch die Chance, dass die Wellen an den Surfstränden der Nordsee und des Atlantiks höher und kräftiger sind - da mehr Wasser in einem kürzeren Zeitraum an die Küste drängt.

Surfer und Fischer kennen immer den Koeffizienten der Gezeiten – aber was bedeutet das? Klar ist, je größer der Koeffizient um so interessanter wird der Tag für Surfer – denn der Koeffizient berechnet sich aus dem Höchststand der Flut und dem folgenden Tiefstand des Meersspiegels bei Niedrigwasser. Ist der Unterschied - die Amplitude - besonders groß, ist auch der Koeffizient groß. 

Alle Tage mit einem Koeffizienten über 100 werden der französischen Atlantikküste als Grand Marees– als große Gezeit bezeichnet. Der Koeffizient der Gezeiten existiert auch in der Nordsee. Aber die Nordsee ist flach - nur bis zu 200m tief - die Wassermassen können einfach nicht so kräftig pro Zeiteinheit strömen wie am Atlantik.

Wenige Kilometer vor der Küste Capbretons zum Beispiel liegt ein Tiefseegraben, der auf die Küste zuführt - und 3.000m tief ist - Le Guf. Auch hier schieben die Gezeiten und strömt das Meer durch den Capbreton Graben kanalisiert auf die Küste zu - um sich dann als Welle aufzubauen. Auch auf Nazarré in Portugal kanalisiert ein Tiefseegraben, der Nazaré Canyon mit eine Tiefe von bis zu 5.000m und einer Länge von 230 km, die Gezeiten. Entscheidend für die Höhe der berühmten Welle in Nazarré sind aber “alte” Atlantikstürme und eine westliche Windrichtung.

In der Visualisierung der Gezeitendaten von Didier und Béa sieht man das Ebbe und Flut als Welle, da sich die Hochwasserhöhe und Niedrigwasserstände verändern, somit verläuft die Amplitude, die auch den Koeffizienten beinhaltet, nicht gleich. Die Grand Marees hat Didier gelb markiert.

Ist die Amplitude der Kurve besonders groß – ist auch der Koeffizient groß. Wie Du siehst, folgen in den Tagen auf Vollmond und Neumond die Gezeiten mit dem höchsten Koeffizienten. 

 Wenn die Flut aufläuft und dann stark die Ebbe abläuft, kommt die Bewegung auch am Meeresboden an. Wind bewegt eher das Oberflächenwasser, während bei den Gezeiten die gesamte Wassersäule wandert. Das strömende Meer kann nun den Meeresboden, Sand und Algen aufwirbeln. Dies wird interessant für die Fischer und Angler – denn die Fische beißen besser - oder eben gar nicht - je nach Bodenbeschaffenheit und nach Fischart, Können und Glück der Angler.

Anfang Januar, wenn die Erde der Sonne nah kommt - und wenn dann auch der Mond noch nah ist, dann kommt es zur King Tide. King Tides werden die hohe Tiden Anfang Januar am Pazifik genannt. Und King Tides sind inzwischen auch in Florida bekannt, wenn es zu Überflutungen einfach nur aufgrund der Konstellation der Gestirne zu einer hohen Tide kommt. An vielen Küstenorten der Welt werden die King Tides inzwischen genau dokumentiert, um sich auf die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels vorzubereiten.

Anja Kamradt