Ein Held, wie es ihn einmal wirklich gab.
Die große Zeit der Polarexpeditionen mit Franklin, Scott, Amundsen, Shackelton war motiviert von Optimismus, Patriotismus, Neugierde und der Aussicht auf Ruhm.
Dabei gab es nicht nur die visionären Expeditionsleiter und wagemutigen Kapitäne. Manpower war nötig, um die Schiffe ans Eis und die Schlitten zu den Polen zu bewegen. Und diese fast vergessenen Seefahrer und ihre Geschichten sind so spannend.
Mein persönlicher Held ist Tom Crean geworden.
Der Ire, der zurück gekehrt von drei Polarexpeditionen, sich einen Pub in seinem Heimatort kaufte, ihn South Pol In nannte und eine Familie gründete. Bodenständig, gut gelaunt und verlässlich.
Tom Creans Name fiel schon in Berichten über Shackeltons Endurance Expedition auf. Denn die Liste der Katastrophen und Hindernisse durch die er Shackelton begleitete hörte nie auf: Die Endurance wurde vom Eis zerquetscht, die Mannschaft zog sich von der schmelzender Eisscholle, dann in Rettungsbooten zurück, um an die Nordspitze der Antarktis nach Elephant Island zu segeln.
Der Großteil der Mannschaft blieb dort zurück, als sie zu sechst weitere zwei Wochen lang im klitzekleinen Rettungsboot nach Südgeorgien segelten. Sie verpassten die Insel fast, landeten erschöpft an der unbewohnten Seite an - um dann noch ein 3.000 Meter hohes Gebirge überwinden zu müssen. Hammer.
Und dass alles mit dem Druck im Nacken, dass sie überleben mussten - um Rettung für ihre 22 Kameraden zu holen.
Wie teuflischer Hohn können nur die hohen vereisten unkartierten Berge gewirkt haben, die sie zur rettenden Walfangstation überwinden mussten. Ohne Fleece, Gortex und GPS.
Überliefert ist, dass Crean, Wiley und Shackelton sich kurz vor dem Erfrieren im Hochgebirge - den sicheren Tod vor Augen - ihre Sicherungsseile zu einem Schlitten zusammenrollten, sich aneinander banden und hinab ins Ungewisse rodelten - und lachen mussten.
Sie sprangen dem Tod von der Schippe - und retteten alle ihre Kameraden lebend.
“I’m afraid we smell a little bit”, soll Shackelton gesagt haben, als sie von den Walfängern begrüßt wurden.
Für mich Stoff für ganz großes Kino.
Der stille Held, 24€, 464 Seiten, mareverlag 2021, ISBN 978-386648657