Eisbärenwächter der Polarstern
Eisbärenwächter sind coole Helden, im wahrsten Sinne des Wortes. So wie das gesamte MOSAIC Expeditionsteam. Die Eisbärenwächter schützen das in der Arktis eingefrorene Forschungsschiff Polarstern des Alfred-Wegener-Instituts. Wachen über Mannschaft und Wissenschaftlern, die ihre Instrumente auf dem arktischen Eis in der Dunkelheit der Polarnacht aufstellen, dass ihnen kein neugieriger Eisbär zu nah kommt.
Das Eisbärensicherheitskonzept beinhaltet neben menschlichen Eisbärenwächtern auch Stolperdrähte mit Leuchtraketen. Mit Infrarotkameras und Nachtsichtgeräten starren die Eisbärenwächter ins Dunkle der Polarnacht, denn selbst für Polarlichter ist die Polarstern jetzt im Januar 2020 zumeist zu weit nördlich.
Die Polarstern ist seit Oktober 2019 - seit Beginn der Polarnacht - fest mit einer sorgfältig ausgesuchten Eisscholle verbunden, driftet mit der sibirischen Eisscholle von Ost nach West quer durch die Arktis. Möglichst nah an den Nordpol wird die Drift gehen und das Schiff soll dann in einigen Monaten zwischen Grönland und Spitzbergen den Atlantik erreichen. Diese Drift der Polarstern - nach dem Vorbild der transarktischen Drift der Fram der Fridjof Nansen Expedition von 1893 - ist die größte multinationale Expedition in der Arktis. MOSAIC liefert Daten über das Klimasystem der Arktis, des Polareises, des Meeres unter dem Eis und untersucht die Bedeutung der Arktis für das weltweite Klima.
Mit großer Neugierde höre ich den Podcasts der Polarstern - das Audiologbuch der Arftic Drift. Und wann immer Sorgen vom Expeditionsleiter im Podcast auftauchen sind Eisbären involviert. Sei es, dass sie die Instrumente auf dem Eis neugierig zerlegen oder hungrig anknappern. Oder indirekt, wenn die Wissenschaftler raus aufs Eis in die dunkle Polarnacht müssen. Denn da könnten dann die Eisbären sein.
Eisbärwächter müssen in ihren zweistündigen Wachen immer konzentriert sein, auch wenn tagelang kein Bär zu sehen ist. Eine schwierige und herausfordernde Arbeit bei – 30° Celsius. Sie müssen „den Focus bewahren – das ist super wichtig“, sagt Markus Rex, selbst wenn der Rest der Mannschaft sonntags auf dem Eis Fußball spielt.
Wenn ein Wissenschaftler nur mal schnell aufs Eis zu seinen Geräten muss: ein Team von drei Personen passt auf ihn auf. Einer an der Gangway - damit kein Eisbär unbemerkt die Treppe rauf kommt - einer auf der Brücke des Schiffes und der Eisbärwächter.
Stolpert ein Eisbär gegen einen Sicherheitsdraht löst er eine Leuchtrakete aus, die mit einem Knall 30 Sekunden lang das Eis und ihn erleuchtet. Das Entsetzen des Polarbären kann man sich leicht vorstellen.
Die Bären werden dann mit Scheinwerfern vertrieben und die Wissenschaftler ziehen sich zurück aufs Schiff. Wenn Bären angreifen, könnten sie - zur Not - auch erschossen werden. Glücklicher Weise sind bisher alle Begegnungen für beide Seiten gut ausgegangen.
Romantische Alleingänge sind auf dem Eis kaum möglich – es sein denn mit dem Eisbärwächter.
Spannende Links zur Polarsternexpedition:
Im Podcast zum hören: das Audiologbuch Arctic Drift.
Update nach der Rückkehr der Polarstern, eines der schönsten Bücher ever:
Expedition Arktis: Die größte Forschungsreise aller Zeiten. Horvath, Grote, Rex. 288 Seiten, 24.6 x 3.1 x 30.6 cm, Prestel Verlag, ISBN: 978-3791386690
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