Heute dreimal ins Polarmeer gefallen

Der Titel macht neugierig - vor allem wenn Arthur Conan Doyle der Autor ist.

Ja genau der Doyle, der später Sherlock Holmes schrieb.

Dieses Buch sind die Tagebuchaufzeichnungen seiner arktischen Reise 1880 auf dem Walfänger Hope, die er als 21jähriger Medizinstudent als Schiffsarzt zum Walfang begleitete. Doyle bezeichnete sich selbst als „stets durchschnittlichen Studenten, der zu 60Prozent seine Prüfungen bestand“.

Doyle erwarb sich bei den Walfängern den Ruf des besten Schiffsarztes, den sie je hatten! Jedoch nicht aufgrund seiner medizinischen Fähigkeiten – sondern im Boxkampf.

In dem Buch sind auch seine handgeschriebenen Tagebuchseiten und Zeichnungen abgebildet. Es mag sein, dass einige lateinische Tierbezeichnungen unzutreffend sind, aber viele hat er einfach auf dem Schiff aufgeschnappt und nicht hinterfragt. Seine Zeichnungen sind authentisch und anrührend.

Mit Doyles liebenswerten eigenen Zeichnungen.

Um seinen Schiffsarzt nicht zu gefährden, erlaubte der Kapitän dem jungen Doyle nicht, mit seinen Kameraden aufs Eis zu gehen, um Robben zu jagen. Stattdessen musste er ihnen vom Schiff zugucken. Dabei rutschte Doyle auf dem vereisten Deck aus, fiel von Bord - und landete im Polarmeer zwischen zwei Eisschollen. Danach beschloss der Kapitän wohl, dass es egal ist, ob sein Schiffsarzt vom Schiff fällt oder bei der Robbenjagd vom Eis rutscht - und er durfte mit den anderen jagen.

Tatsächlich ist er an dem Tag noch zweimal ins Polarmeer gefallen – was ihm den Namen „Eistaucher“ einbrachte. Die nächsten Tage verbrachte er in der Koje, während seine gesamte Kleidung im Maschinenraum trocknete. So etwas überlebt man nur mit 21 Jahren.

Doyle schrieb über sich: „Ich wurde erwachsen auf 80 Grad nördlicher Breite.“

 Unnötig zu sagen, aber es ist ein wunderbares Buch.

Arthur Conan Doyle, Heute dreimal ins Polarmeer gefallen, 2015, 334 Seiten, mare, 32€, ISBN: 978-3-86648-209-8